Mein fünfter Sommer in Walenstadt brachte 2010 ein Wiedersehen mit Holger Hauer, mit dem ich schon in den 80er Jahren am Ulmer Theater oft zusammen auf der Bühne gestanden hatte,- er als Judas, ich als Jesus in Jesus Christ Superstar. Erinnerungen verbinden und wir hatten auch diesmal viel Spass, er als Regisseur und ich als der Bösewicht des Stückes: Luini, der Mann mit der Narbe, der Kinderhändler aus Mailand, der im abgelegenen Tessiner Misox armen Bergbauern ihre Buben abkauft, um sie an die Mailänder Kaminfeger zu verschachern, wo sie als lebendige Besen in die engen Kamine steigen und ein Dasein fristen müssen, das Gott erbarm. Das Stück nach dem Jugendroman von Lisa Tetzner und Kurt Held (1940/41) vergegenwärtigt uns ein dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte,- im Tessin wurden Buben so verkauft bis weit hinein ins 20. Jahrhundert. Für mich allerdings war der Luini eine dankbare Charakterrolle. Das Libretto des Musicals stammt von Mirco Vogelsang, die Musik von Georgij Modestov.
Der Walenstädter Sommer brachte uns viel, sehr viel Regen. Oft bis auf die Knochen durchweicht, haben meine Kolleinnen und Kollegen und ich die Vorstellungen trotzdem alle heil und gesund überstanden. Mir hat es sogar wirklich Spass gemacht, im Regen zu singen,- das Spielgefühl wird viel echter, unmittelbarer und authentischer.